Infobesuch der SPD Friedberg im Modehaus Ruths

„Ob wir ab dem 20. April wieder öffnen konnten, war erst unklar“, sagte Jochen Ruths, Mitinhaber des seit 1898 als Familienbetrieb geführten Modehauses, zu den Friedberger SPD-Politikern (Evelyn Weiß, Luca Bauer, Dr. Klaus-Dieter Rack und Jürgen Volz), „denn unsere Verkaufsflächen lagen über der zulässigen Marke von 800 qm“. Ruths intervenierte aber als Präsident des Hessischen Handelsverbands gegen die vom Land Hessen angeordneten Lockerungen bei Flächengrößen oder einzelnen Branchen, die er als wettbewerbsverzerrend und rechtsverunsichernd ansah. Alle Geschäfte sollten ihre Räume unter Wahrung der Zutritts- und Abstandsregeln wieder öffnen dürfen, forderte Ruths mit Erfolg. Denn letztlich hatten alle Unternehmen seit Mitte März schwierige Wochen mit ungewisser Zukunft hinter sich. Auch im Modehaus Ruths mit den Geschäften in Friedberg und Bad Nauheim hieß das Kurzarbeit für über 40 Fachkräfte, die erst Ende Mai völlig aufgehoben werden konnte.

Während der Schließung konnte Ware durch Prospektwerbung zumindest über den hauseigenen Onlineshop verkauft werden. Nach Wiederöffnung kam die Kundschaft aber nur zögerlich in beide Geschäfte, um unter eher lästiger Maskenpflicht Bekleidung auszusuchen. Ende Mai registrierte das Modehaus Ruths rund ein Fünftel weniger Umsatz als im Vorjahr und im Juni wurde es kaum besser – trotz nun komplett verfügbarer Verkaufsflächen. Ruths geht davon aus, dass bis Ende 2020 die Vorjahreswerte im gesamten Einzelhandel trotz Rabattaktionen nicht annähernd erreicht werden, ungeachtet branchentypischer Unterschiede.

Für die Masse der hessischen Einzelhändler sieht Ruths nach der Staats-Soforthilfe dennoch kaum Bedarf an der Nutzung der neuen Bundes-Unterstützungshilfe, die vor allem von Gastronomie und Eventmarketing in Anspruch genommen werden dürfte, die zum Teil komplette Einnahmeausfälle hatten. Zur Minderung der Umsatzrückgänge in der Corona-Krise hält es Ruths seitens des Landes aber für geboten, dem hessischen Einzelhandel vorerst bis Ende 2020 monatlich einen verkaufsoffenen Sonntag zu gewähren. Er ist überzeugt, dass die Beschäftigten mitmachen, um die betriebliche Existenzsicherung durch vermehrte Verkaufschancen zu bessern. Und an Sonderzahlungen für Extradienste soll es nicht mangeln.

In öffentlichen Auftritten als Verbandsfunktionär, aber auch als lokaler Geschäftsmann, plädiert Ruths bereits vor und nun in der Corona-Krise verstärkt für eine Belebung und Steigerung der Attraktivität der Innenstädte. Für Friedberg sieht er die Notwendigkeit, die Umgestaltung der Kaiserstraße endlich weiter in Angriff zu nehmen, die bislang nur die Erneuerung des Zentralplatzes in der Stadtmitte hervorbrachte. Ruths sprach gegenüber den SPD-Politikern auch Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung für Teilabschnitte der Kaiserstraße an. Wegen der besseren Ausweisung der Parkflächen um die Haupteinkaufsmeile wurde die SPD Friedberg im Übrigen vor zwei Jahren schon initiativ. Einkaufsmagnet sollte nach Ruths wie auch der SPD endlich wieder das seit Jahren verwaiste Kaufhaus Joh werden. Genauso wie Friedberg als geschichtsträchtige Stadt (mit Burg, Judenbad, Stadtkirche) mehr touristische Belebung samt erforderlicher Information im Zentrum benötigt. Insgesamt sahen die Gesprächspartner für Wirtschaftsförderung in der Stadt und speziell auf der Kaiserstraße, auch bezüglich der Neubelebung der Leerstände, viel Luft nach oben. Für die Entwicklung der Kaserne wird ebenfalls mehr forciertes Handeln als bislang erwartet.

Foto v.l.: Luca Bauer, Jochen Ruths, Evelyn Weiß, Jürgen Volz, Dr. Klaus-Dieter Rack