Zu Besuch bei der Bäckerei Jung in Bruchenbrücken

Handwerk hat goldenen Boden – noch gilt das alte Sprichwort bei Bäckerei Jung in Bruchenbrücken. Und das in Zeiten, in denen immer mehr familiengeführte Bäckereien schließen – zwischen 2008 und Ende 2017 immerhin 20 % der bei den Handwerkskammern in Deutschland eingetragenen Bäckereibetriebe (in absoluten Zahlen ein Rückgang von 15.300 auf 12.000). Mitglieder der Friedberger SPD-Stadtverordnetenfraktion und des Magistrats besuchten unlängst den Traditionsbetrieb im Zentrum Bruckenbrückens, der bereits in der dritten Generation die Ortsbevölkerung mit täglich frischen Backwaren versorgt. Und die Kunden kommen nach wie vor auch aus Gemeinden der Umgebung, wie Senior Hans-Karl Jung und sein Sohn und Konditormeister Martin Jung mit bescheidenem Stolz berichten. Zwar hat sich das Verzehrverhalten im Ort massiv verändert, wie Martin Jung mitteilt. Abends fährt der Pizza Service durch den Ort und liefert das Abendessen, hingegen kommt das Grundnahrungsmittel Brot immer weniger häufig auf den abendlichen Tisch. Doch handwerkliche Backqualität kann sich nach wie vor behaupten. Und man verwendet nach Möglichkeit die Grundstoffe aus der Region oder zumindest aus Betrieben in Hessen, wie das Mehl aus einer Schlitzer Mühle.
Jedoch wird es für den Familienbetrieb zunehmend schwierig Personal zu finden, das sich den besonderen Bedingungen einer Bäckerei unterzieht. Morgens um 1.30 Uhr beginnt der Arbeitstag für Martin Jung und Sauerteigduft durchweht den Ort. Wenig später kommen sein Vater und die beiden Gesellen hinzu und gegen 5 Uhr erscheinen bereits die ersten Kunden. Im Laden sorgen sich dann die Ehefrau von Hans-Karl Jung und weitere Angehörige um die Kundschaft.
Der frühere Lieferdienst an Firmen der Umgebung musste stark reduziert werden, weil das Personal für Produktion und Beliefern fehlte. Aber zuletzt kam ein Ansuchen eines Großunternehmens aus Friedberg, erneut frische Backwaren zu liefern – man hatte dort die Qualität der Jungschen Produkte nicht vergessen. Eine Sperrung der Ortsdurchfahrt, wie vor einigen Wochen, macht sich aber auch unmittelbar negativ auf den Geschäftsbetrieb bemerkbar, wie beide Jungs berichteten.
Urlaub ist fast ein Fremdwort für Familie Jung. Der 82-jährige Senior findet seine Entspannung im Orgelspiel – er ist seit mehr als 60 Jahren als Organist in seiner Kirchengemeinde tätig, ähnlich wie es SPD-Stadtrat Ortwin Musch in Ossenheim bis Ende 2018 war. Und der 55-jährige „Junior“ zeigte der beeindruckten SPD-Delegation mit verhaltenem Stolz seine kreative Torten-Produktpalette, für die er gerne viel Zeit investiert.
Am Ende wurden noch Geschenke ausgetauscht – die SPD-Mitglieder erhielten zwei Mischbrote mit SPD-Schriftzug und der Bäckerei Jung wurde ein SPD-Gesundheits-Überraschungspaket überreicht.