Dorheimer begrüßen weiterhin die Ortsumgehung, fordern aber etliche Nachbesserungen

Das Interesse war groß und das Kolleg im „Thüringer Haus“ voll besetzt. Rund 50 Personen folgten der Einladung der SPD Dorheim zum „Politischen Stammtisch“ zum Thema “Ein Jahr Ortsumgehung – immer noch Freude oder eher Ernüchterung?“

SPD-Vorsitzender und Ortsvorsteher Dr. Klaus-Dieter Rack erinnerte in einem knappen Rückblick unter Beamer-Einsatz an den gut fünfjährigen Bau der Ortsumgehung. Danach stellte er mit Fotos und Erläuterungen dar, wie sich seit Eröffnung der neuen B 455 vor allem die innerörtliche Verkehrssituation entwickelt hat.

Grundsätzlich wurde von allen Anwesenden, darunter der frühere BI-Sprecher Klaus Kronenberger, die Ortsumgehung begrüßt, da die Masse des Schwerlastverkehrs nun Dorheim umfährt. Dennoch wurde festgestellt, dass durch die veränderte Verkehrsführung andere Probleme zu verzeichnen sind, die bei der Eröffnung Mitte 2012 eher nicht erwartet wurden.

Insbesondere die Anwohner der Schwalheimer Straße erleben seit einem Jahr einen zuvor nicht gekannten Verkehrsstrom zu fast jeder Tageszeit – denn nicht nur der bereits zuvor in der Nähe gelegene Supermarkt wird angefahren, sondern nun fließt auch der Anbindungsverkehr zur und von der B 455 durch.

Rack verwies auch auf die Pläne aus dem Jahre 1988, die u.a. eine Südspange um Dorheim als Trassenvariante vorsahen. Sie wurde aber von den Verkehrs- und Baubehörden verworfen, weil man eine um bis zu acht Jahren verzögerte Planung erwartete. Letztlich vergingen dann aber noch 18 Jahre, bevor der erste Spatenstich erfolgte – und das ohne Planung einer Südspange (!) von der K 171 (von Bauernheim) übers Feld zu den Aussiedlerhöfen bei der heutigen B-455-Südanbindung.

„Aber mit der Südspange gäbe es die heutigen Probleme bei der Ortsdurchfahrt nicht“, wurde in der Runde kopfschüttelnd festgestellt und man bräuchte nicht über immer noch zu viel Verkehr durch Dorheim diskutieren. „Kann man denn nicht nachträglich noch eine Südspange bauen?“ wurde auch gefragt. Dies aber hieße, so Rack, erneut in langwierige Planungen und Mittelbeantragungen einsteigen, die zeitlich unkalkulierbar wären. Wichtiger aber sei, jetzt alle verkehrstechnischen und baulichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um zu mehr Verkehrsberuhigung in Dorheim zu gelangen.

Der Ortsvorsteher und der SPD-geführte Ortsbeirat haben seit Mitte 2012 mehrfach entsprechende Anregungen und Anträge nach Friedberg geschickt und mit dem zuständigen Ersten Stadtrat wiederholt Begehungen zur Verdeutlichung der Problemzonen durchgeführt. Auch die WZ hat bereits mehrfach über die neuen Verkehrsprobleme in Dorheim berichtet – doch vorgeschlagene Änderungen erfolgten bisher nur langsam, falls überhaupt.
So hat Ortsvorsteher Rack bereits Anfang Januar 2013 die Versetzung eines Verkehrsspiegels gegenüber Stadtrat Ziebarth angeregt und danach noch mehrfach erinnert. Erst kurz vor der letzten Ortsbeiratssitzung erfolgte, nach abermaligem Drängen Racks, letztlich die Umsetzung – seither kann der aus Fauerbach ankommende Verkehr für Linksabbieger aus Friedberg/Bad Nauheim deutlich besser eingesehen werden.
Somit ist eine Gefahrenstelle nun entschärft.

Die Gesprächsrunde begrüßte auch die jüngst eingezeichneten Haltebuchten auf der Wetteraustraße 100 m südlich des Bahnübergangs. Es sollten allerdings weitere, seitlich versetzte Engstellen geschaffen werden, um die jetzt vielfach zu rasant vorgenommene Ortsdurchfahrt zu erschweren.

Die unterbrochenen Markierungen nördlich des Bahnübergangs dienen zwar der Fahrbahnverengung, irritieren aber Kfz-Besitzer, war in der Runde zu hören. Halten ist entlang dieser Linien beidseitig erlaubt, aber eben nicht mit einer Fahrzeughälfte auf dem Gehweg. Folglich plädierten die Anwesenden hier auch für die Einzeichnung von seitlich versetzten Haltebuchten.

Zudem wurde angeregt, die künftig geplante Verengung der südlichen Ortseinfahrt bereits heute anzulegen, vor allem an der Kammerfeldstraße. Durch die geänderte Vorfahrt fließt der Verkehr von der L 3351 nun zum Teil mit hoher Geschwindigkeit in den Ort – die Schaffung einer nach links führenden Ausbuchtung würde an dieser Stelle aber tempomindernd wirken.
Auch die Anlage eines Kreisels an der Kreuzung Wetteraustraße-Kammerfeldstraße sowie die Schaltphasen an den Ampelanlagen bei den B-455-Anbindungen sollten geprüft werden. Haltverbotsschilder sollten an der Wetteraustraße durchgängig entfernt und die Beschilderungen geändert werden, so dass Ortsunkundigen die Wege nach Wölfersheim/Reichelsheim und umgekehrt zur A 45 unter Nutzung der B 455 besser als bisher ausgewiesen werden und der Durchgangsverkehr von Auswärtigen so gemindert werden kann.

Auch sollten noch häufiger Tempomessungen erfolgen, vor allem in der Schwalheimer Straße und in der Ortsmitte, die gerade frühmorgens und abends zur Rennstrecke verkommen. Ebenso sind weiterhin Kfz-Kontrollen an der früheren Nordausfahrt Dorheims erforderlich, da immer noch Abkürzungen über die neuen Wirtschaftswege gesucht werden.

Bei der Frage nach einem LKW-Durchfahrtverbot mussten Rack und sein Stellvertreter Wim Hensgens auf noch anhängige Prüfungen der Straßenverkehrsbehörden verweisen, die auch Kaiserstraße und Ockstädter Bachgasse einbeziehen.

Fragen zielten zudem auf Tempo-30-Zonen und Rechts-vor-Links unter Wegfall der Vorfahrtschilder ab. Nach eingeholter Auskunft der für Verkehrsinfrastrukturförderung zuständigen Abteilung Hessen-Mobil Südhessen sind solche Maßnahmen bei verkehrswichtigen innerörtlichen Straßen, wie der Wetteraustraße, aber nicht förderungswürdig. D.h. entscheidet sich die Stadt Friedberg für solche Regelungen, fließen keine Fördergelder oder sie müssten ggf. gar zurückgezahlt werden. Ein Verzicht auf Fördermittel aber ist seitens der Stadt nicht beabsichtigt.

Der vor kurzem vom Stadtbauamt offengelegte Plan zur Umgestaltung der Wetteraustraße und Teilen der Schwalheimer Straße wurde nach Protest des Ortsvorstehers und des Ortsbeirats wegen markanter Fehler zurückgezogen. So sollte nach diesem Plan z.B. immer noch die Ampel am Brüder-Grimm-Weg rückgebaut werden. Dies aber hatte der Ortsbeirat bereits am 2.2.2011 moniert und die Beibehaltung gerade dieser Ampel zum Schutz der Kita- und Schulkinder beantragt. Auch auf die geplante Anlage öffentlicher Parkplätze auf Privateigentum hatte der Ortsbeirat bereits 2011 hingewiesen, ohne dass dies im neuen Plan geändert wurde. Hingegen wurden nun Parkflächen vor einer Gaststätte ausgewiesen, die von Interessierten, aber nicht vom Ortsbeirat angeregt wurden. Der Ortsbeirat zeigte sich verwundert, dass seine Änderungsvorschläge nicht, aber die von Dritten übernommen wurden. Auch dass die 2011 noch vorgesehene Bürgerversammlung nun nach dem neuen Plan gestrichen werden sollte, löste nur Erstaunen aus.

Angeblich sei jedoch alles nur ein Versehen, wie aus dem Rathaus zu hören war – und es soll noch eine Bürgerversammlung stattfinden. Warum aber nur bruchstückhafte und ganz spezielle Planänderungen erfolgten, wurde bisher nicht erklärt.

Rack und Hensgens dankten der Versammlung für die vielen Anregungen und Diskussionsbeiträge, die sie gebündelt der Stadtverwaltung vorlegen werden.