Rot-Grün begrüßt viergleisigen S-Bahn-Ausbau mit Nachbesserungen – und fordert Informationen zu nächtlichem Güterverkehr

SPD und Grüne im Friedberger Stadtparlament begrüßen den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Friedberg. „Das Projekt ist ein wichtiger Schritt für die Region, wird langjährige Engpässe im ‚Nadelöhr’ des Schienenverkehrs zwischen Frankfurt und Friedberg beseitigen, Bahnfahren in den Ballungsraum deutlich attraktiver machen und zudem die weitere Verlagerung von Straßenverkehren auf die Schiene ermöglichen“, so die Fraktionsvorsitzenden Marion Götz (SPD) und Horst Weitzel (Grüne).

„Dieses Projekt ist die B 3 a der Deutschen Bahn“, meint Marion Götz mit Blick auf die mittlerweile jahrzehntelangen Pläne für einen bedarfsgerechten Ausbau dieses Schienenabschnitts. „Mit Sicherheit wird es nach Vollendung der Maßnahme eine spürbare Verbesserung für die Fahrgäste entlang der Strecke geben. Dies bereits aufgrund der Tatsache, dass nicht mehr vollbesetzte Pendlerzüge auf einem gemeinsamen Gleis hinter einer verspäteten S-Bahn herzuckeln müssen“, so Götz, selbst tägliche Pendlerin auf der Strecke in den südlichen Rhein-Main-Raum. Hinzu komme, dass alle S-Bahnen künftig in einem reinen Viertelstundentakt verkehren könnten, nicht mehr durch verspätete Fernverkehrszüge ausgebremst würden oder bis zu zehn Minuten an einzelnen Haltepunkte nutzlos auf Zug-Überholungen warten müssten.

An einigen Stellen gebe es in den von der Deutschen Bahn AG vorgelegten Planfeststellungsunterlagen freilich noch Klärungs- und Anpassungsbedarf. Dieser betreffe z.B. die Größe und Lage von Lärmschutzwänden oder Detail-Fragen der Landschaftspflege. Hierzu habe der Magistrat mit einer umfangreichen Stellungnahme bereits qualitätvolle Vorarbeit geleistet, so Götz und Weitzel. Die hierzu aufgestellten Forderungen werde man in jedem Fall im Rahmen der städtischen Stellungnahme an die Deutsche Bahn adressieren.

Darüber hinaus ergäben sich weitere Fragen für den im Rahmen des Ausbaus umzugestaltenden Bahnhof in Friedberg. Die Bahn beabsichtige zwar, die Bahnsteige der S6 barrierefrei zu gestalten, nicht aber alle übrigen Bahnsteige, an denen Regionalbahnen, Regionalexpresse und IC halten. Dadurch entstünde der paradoxe Zustand, dass Rollstuhlfahrer zwar S-Bahn fahren könnten, aber nicht die anderen, schnelleren Verbindungen nutzen könnten, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Auch wenn dies nicht formal das jetzt zu diskutierende Verfahren betreffe, so müssten diese Fragen aktuell erörtert werden. Es sei gerade während der Ausbauphase der richtige Zeitpunkt, den Bahnhof insgesamt umzugestalten, inklusive der Einrichtung einer Toilette auf dem Bahnhofsgelände. Ein koordiniertes Verfahren sei hier doch sehr wünschenswert.

Kritische Nachfragen nach Lärmbelastung durch Güterverkehr

Zusätzlich gelte es jedoch, den Blick auf eine nachhaltig negative Begleiterscheinung der Entwicklung zu richten: die gravierenden Belastungen für die Bahnstrecken-Anwohner durch den immer weiter zunehmenden Güterverkehrslärm. Dieser betreffe keineswegs nur die Menschen entlang der S-Bahn-Linie 6, die nun ausgebaut werde. Er treffe in mindestens gleicher Weise all diejenigen, die nördlich des Friedberger Bahnhofs an der Bahnstrecke Richtung Bad Nauheim lebten. Ganz besonders stark sei die Belastung durch Güterverkehrstransporte in der Nacht, konstatieren Götz und Weitzel.

Bereits derzeit durchquerten – teilweise in fünf- bis zehnminütigen Abständen – bis zu 500 m lange Güterzüge aus nördlicher und südlicher Richtung Friedberg mit allen Folgen für die angrenzenden Wohngebiete in der Kernstadt, Fauerbach und Bruchenbrücken. Infolge des viergleisigen Ausbaus der Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Friedberg sei mit einer weiteren Zunahme von Gütertransporten in der Nacht zu rechnen.

Grundsätzlich sind SPD und Grüne mehr als einverstanden damit, mehr Güter auf die Schiene zu verlagern. Es sei auch klar, dass dies nicht ohne Belastungen gehen werde. Aber es müsse alles getan werden, damit sich solche Belastungen in Grenzen hielten.

„Mit Realisierung des Streckenausbaus ist immerhin erfreulicherweise vorgesehen, durch Lärmschutzwände und weitere Maßnahmen für einen Teil der Betroffenen zwischen Bruchenbrücken und dem Friedberger Bahnhof wirksame Abhilfe zu schaffen. Keine Besserung jedoch, sondern aufgrund des dann erhöhten Verkehrsaufkommens sogar eine noch weitere Verschlechterung ist für die vielen Betroffenen zu erwarten, die nördlich des Friedberger Bahnhofs in Richtung Bad Nauheim wohnen. Aus diesem Grund gilt es festzustellen, welche Belastungen derzeit schon bestehen, wie sich diese in den nächsten Jahren entwickeln werden, welche konkreten Maßnahmen seitens der Bahn AG ergriffen werden könnten, um diesem Missstand abzuhelfen, und welche Absichten bei der Bahn AG bestehen, die möglichen Maßnahmen tatsächlich auch in die praktische Tat umzusetzen“, zeigen die Fraktionsvorsitzenden die weitere Richtung auf.

Um dieses herauszufinden, werde die Koalition zur Stellungnahme der Stadt zum viergleisigen Strecken-Ausbau einen Antrag einbringen, in dem alle notwendigen Fragen formuliert und an die Bahn-Verantwortlichen gerichtet werden.

Anlage: Ergänzungsantrag

„Es gilt, in untrennbarem Zusammenhang mit der insgesamt begrüßenswerten und von uns unterstützten Baumaßnahme die Bahn AG mit diesem Problem sachlich zu konfrontieren und sie aufzufordern, das technisch Machbare zu tun, um einerseits Belastungen auf das zumutbare Maß zu minimieren und andererseits Verbesserungen, wo immer möglich, zu erzielen“, so Marion Götz und Horst Weitzel abschließend.

Friedberg, 20.10.2011

Marion Götz           Horst Weitzel