
Vergangene Woche hatte die Friedberger SPD zu einer Stammtischrunde mit Bürgermeister Michael Keller in Die Dunkel eingeladen. Thema des Abends war der ortsgerechte Ausbau der Kaiserstraße von der Burg bis zur Ockstädter Straße.
Der Friedberger SPD-Ortsbezirksvorsitzende Andreas Bösch zeigte sich erfreut, dass insbesondere Friedberger Geschäftsinhaber als direkt Betroffene und Anwohner der Kaiserstraße den Weg zum ungezwungenen Gespräch in das Lokal fanden.
Zu Beginn der Runde stellte Bürgermeister Keller skizzenhaft den aktuellen Planungsentwurf vor und insbesondere die Änderungswünsche, die von Seiten des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen Frankfurt eingebracht wurden. Das vorgenannte Amt hat in Teilen der vorgesehenen Umgestaltung ein Mitspracherecht, da letztendlich die Stadt auch Fördergelder beim Land Hessen beantragen wird. Das Land wiederum stellt für die Gewährung von Fördergeldern gewisse Bedingungen. Die drei Bedingungen des Landes sind: Die Einbeziehung einer Radwegeführung in Form eines (Radfahrer-)schutzstreifens, Verzicht auf eine Tempo 30-Regelung auf dem gesamten Kaiserstraßenabschnitt und Verlegung der Bushaltestellen direkt auf bzw. an die Fahrbahn.
Daß der Verzicht auf eine durchgehende 30er-Zone kein echter Verlust oder ein Mangel sein könnte, hat auch aus den Reihen der Stammtischbesucher niemand so gesehen. Denn durch die Vielzahl der einzurichtenden Querungshilfen von einer Straßenseite zur anderen und anderer Fußgängerüberwege wird ohnehin eine natürliche Verlangsamung des Verkehrs eintreten, so dass es einer durchgängigen Anordnung eines 30er Limits nicht bedarf. Im übrigen wurde noch einmal hervorgehoben, dass in dem Kaiserstraßenbereich, den die Stadt selbst finanziert, also um, beziehungsweise am Elvis-Presley-Platz, eine Tempo 30-Regelung ohne Zustimmung des Amtes für Straßen und Verkehrswesen angeordnet werden könnte.
Hingegen wurden auch aus den Reihen der Stammtischbesucher Bedenken laut, ob es wirklich sinnvoll sei, alle Bushaltestellen sozusagen auf die Straße zu verlagern in Ansehung der hohen Busfrequenz auf der Kaiserstraße. Diese beläuft sich auf etwa 180 Busbewegungen täglich. Probleme wurden insbesondere im Bereich ehemaliger Fisch-Umsonst, beziehungsweise auf der gegenüberliegenden Seite gesehen, auch wenn das Frankfurter Verkehrsamt schon Bereitschaft signalisiert hat, mit Busbuchten im klassischen, bisherigen Sinne an dieser Stelle einverstanden zu sein. Aber auch an anderen Stellen, etwa an der Burg in Richtung Süden, kann es vorkommen, daß gleichzeitig mehrere Busse vorfahren und dann beim Halten auf der Fahrbahn und langer Um- und Ausstiegsphasen genau der Stau verursacht wird, den man mit der Umgehungsstraße zukünfig vermeiden wollte. Der Bürgermeister und die anwesenden SPD-Vertreter erklärten insoweit, sich für eine nachhaltige Prüfung auch gerade dieses Planungsdetails bei den weiteren Beratungen im künftigen Stadtparlament einsetzen zu wollen. Gegebenenfalls sind doch mehr Busbuchten einzurichten als bisher gedacht und im Entwurf geplant.
Der Anregung indessen, die Bushaltestellen vollständig oder teilweise von der Kaiserstraße zu verbannen, um die vorbeschriebene Problematik gar nicht erst entstehen zu lassen, wurde überwiegend nicht gefolgt. Denn letztendlich soll mit der Kaiserstraßenumgestaltung eine Attraktivitätssteigerung für das Publikum eintreten und eine höhere Frequenz der Besucher, die auch wiederum Kaufkraft in die Stadt bringen sollen. Hierzu gehören natürlich auch die Busse, die Fahrgäste in die Stadt bringen und damit auch als erhebliche Frequenzbringer zu gelten haben.
Die Entfernung des bisherigen Baumbestands und die vorgesehenen Neuanpflanzungen jüngerer Bäume in Form einer Allee wurden ebenfalls lebhaft diskutiert. Übereinstimmung konnte weitestgehend erzielt werden, dass eine Vielzahl von Bäumen zu nahe an den Häusern steht. Ihr Wuchs lässt sich nicht mehr baumpflegerisch in den Griff bekommen, so daß eine Entfernung nötig ist. Auch kollidieren die derzeitigen Standorte der Bäume mit den Planungen der Verbreiterung der Nutzflächen für Fußgänger und Gastronomie. Der Vorschlag aus den Reihen der Anwesenden, ob trotz notwendiger Fällung von Bäumen nicht auch einzelne Gruppen von Altbäumen erhalten bleiben könnten, um eine Art Ensemblewirkung zu erzielen, wurde als prüfungsfähige Idee gerne mit aufgenommen. Denn ähnlich wurde auch in der Mainzer-Tor-Anlage Verfahren: Die Bäume vor dem Rathausbereich sind noch aus dem alten Bestand, während es sich im übrigen um Neuanpflanzungen handelt. Erfreulicherweise hat niemand das Kaiserstraßenkonzept für ablehnungswürdig empfunden, weil Altbäume entfernt werden müssen und Neuanpflanzungen vorzunehmen sind.
Mit allgemeiner Zustimmung wurde aufgenommen, dass die Zeit der Schafställe oder Hasenkästen vor den Gastwirtschaften und Eisdielen vorbei sein soll. Die Idee, weitestgehend überall denselben Pflasterbelag zu verlegen und das Bestreben, dass die gastronomischen Betriebe wenigstens qualitativ ein weitgehend gleiches Außenbewirtschaftungsmobiliar verwenden sollten, fand breiten Konsens.
Der SPD-Ortsbezirksvorsitzende Andreas Bösch dankte nach fast zwei Stunden angeregter Diskussion den Besuchern und Bürgermeister Keller für die gehaltvolle Diskussion. Die Teilnehmer waren sich insoweit einig, daß bei der bevorstehenden Bürgerversammlung zum Thema Kaiserstraße, die der Ältestenrat des Stadtparlaments im letzten Jahr bereits beschlossen hatte, die aufgeworfenen Fragen und Anregungen sicher schon berücksichtigt und mit breitem Publikum erneut erörtert werden können.