„Die Ortsumgehung ist für die meisten Einwohner ein Segen“

Friedbergs Bürgermeister Michael Keller kam unlängst zum „Politischen Stammtisch“ des SPD-Ortsbezirks Dorheim und zog neben Mitgliedern viele diskussionswillige Bürgerinnen und Bürger an, darunter den Vereinsrings-Vorsitzenden, Thomas Hergesell, und andere Vereinsvertreter. Auch Ex-Ortsvorsteher Winfried Schilderoth, der aktuelle Amtsinhaber Karl Fölsing und der neue Friedberger SPD-Vorsitzende Mark Bansemer konnten begrüßt werden.
Ortsbezirksvorsitzender Dr. Klaus-Dieter Rack sagte eingangs, dass Dorheim ein infrastrukturell gut aufgestellter Stadtteil ist. Alles Erforderliche zur Grundversorgung der Bewohner ist vorhanden, darunter Kitas, Grundschule, Bahnanschluss, Ärzte, Apotheke, Sportstätten, Gaststätten, Tankstelle, diverse Gewerbebetriebe mit Arbeitsplatzangeboten und nicht zuletzt ein großer Supermarkt. Gerade der EDEKA-Markt steht vor einer Erweiterung und bildet bereits heute das Einkaufszentrum für die unterversorgten Nachbarorte. Die politisch Verantwortlichen Dorheims, so Rack, wollen die bisherige Lebens- und Wohnqualität erhalten und im Zuge der Ortsumgehung (B 455a) gar verbessern helfen.

Bürgermeister Keller führte aus, dass die Ortsumfahrung Mitte 2011 in Betrieb genommen wird, die „für die meisten Einwohner ein Segen ist, für manche Gewerbetreibende aber auch eine Herausforderung“, denen Anpassungsvermögen an geänderte Umstände abverlangt wird.

Die Planung für die Umgestaltung von Wetteraustraße und Marktplatz ist im Gange und ein erster Entwurf soll noch 2010 dem Ortsbeirat vorgelegt werden. Auf entsprechende Nachfrage aus dem Publikum betonte Keller, dass die Einwohner selbstverständlich in den Prozess der Umgestaltungsplanungen einbezogen werden sollen.

Auf die Kritik an der seit Jahren verschobenen Erschließung des Baugebiets „Nordost“ reagierte Keller, in dem er auf das bevorstehende Gespräch der Stadtverwaltung mit dem letzten Baugrund-Eigentümer verwies. Danach hofft man in die Erschließung gehen zu können. Aus den Reihen der SPD-Mitglieder kam die Anregung baldmöglichst zumindest einen Teil des Baugebiets zu erschließen, damit nicht immer mehr Bauwillige Dorheim verlassen. Zu einer attraktiven Lebens- und Wohnstätte gehören eben auch Bauplatzangebote, trotz heute deutlich gewachsenen Finanzierungsrisiken, so die Meinung.

Für die Kitas Dorheims sind laut Keller 12 Krippenplätze vorgesehen, um auf die ab 2013 geltenden bundesweiten Regelungen angemessen reagieren zu können. Für die von der SPD im Ortsbeirat beantragte Fußgängerbrücke über die Wetter im Biek sind, so Keller, im städtischen Investitionsprogramm für 2011 130.000 € eingestellt worden.

Der barrierefreie Ausbau der Bahn-Haltstation Dorheim wird kommen, doch konnte Keller noch keinen konkreten Termin nennen. SPD-Vorsitzender Rack stand diesbezüglich auch schon öfters mit dem Bahnhofsmanagement Gießen in Kontakt, um zumindest behelfsmäßige Verbesserungen zu erwirken. Vor wenigen Tagen wurden nun eine Lautsprecheranlage und eine elektronische Fahrgastinformationstafel installiert.

Um alle Ortsbewohner topfit fürs Internet zu machen, erwähnte Bürgermeister Keller auch die u.a. mit städtischen Mitteln geplante Verbesserung der Breitbandversorgung in Dorheim.

Keller sah sich wegen der dramatischen Einbrüche beim Gewerbesteueraufkommen zum deutlichen Hinweis veranlasst, dass in „den kommenden Jahren kleinere Brötchen gebacken werden müssen“ und keineswegs alles, was man sich örtlich wünscht, auch finanzierbar ist.

Als Beispiel nannte er die Sanierung der Gehwege und Straßen, die auch in Dorheim nur abschnittsweise vorangetrieben werden kann.

Eine längere Diskussion entbrannte zur Gebührensatzung und zum noch immer mangelnden Nutzungskonzept des Bürgerhauses Dorheim, das in der Zuständigkeit des Dezernenten Peter Ziebarth liegt. Ein trotz Auffassung des Bürgermeisters von einer sich inzwischen bewährenden Gebührensatzung noch immer heikles, auch emotional besetztes Debattierfeld für die Dorheimer.

Auch die vor zwei Jahren von SPD und CDU gemeinsam beantragte und noch nicht vollzogene Verlegung der Büros des Ortsvorstehers und des Ortsgerichtsvorstehers vom schwer zugänglichen ersten Stock in der alten Schule in einen bisherigen Lagerraum im hinteren Erdgeschoss wurde thematisiert. Aus der Gesprächsrunde wurde eine baldige bürgerfreundliche Lösung angemahnt. Wegen des für das Musikcorps wichtigen Kanalanschlusses für die Toilettenanlage im Vereinsheim hat Bürgermeister Keller nach Ostern ein Gespräch in Aussicht gestellt.

Rack bedankte sich abschließend bei Keller für die Mitwirkung am „Politischen Stammtisch“ und gab angesichts der Besucherresonanz und der regen Diskussionsbereitschaft seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich der Bürgermeister den Ortsbewohnern auch weiterhin zu speziellen Fragen des Stadtteils Dorheims zur Verfügung stellt.