
Unter starkem kommunalpolitischem Bezug stand die jüngste Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereines Friedberg. Vor dem Einstieg in das eigentliche Thema konnte der Vorsitzende Ulrich Hausner allerdings noch eine besonders erfreuliche Aufgabe wahrnehmen. Nachdem die SPD vor einiger Zeit das Eintrittsalter auf 14 Jahre abgesenkt hatte, konnten nun zum ersten Mal zwei Jugendliche als Neumitglieder in der Friedberger SPD begrüßt werden. Während Mike Kastl (14 Jahre) an diesem Abend aus Hausners Händen bereits sein Parteibuch entgegen nehmen konnte, war der 15-jährige Cedric Mößer, Enkel des Ortsbeiratsmitgliedes der Kernstadt Karl-Heinz Mößer, erst einen Tag vor der Versammlung in die Partei eingetreten. Beide wurden von den Mitgliedern mit großem Applaus willkommen geheißen.
Die Information der Mitglieder über die aktuellen Themen der Friedberger Politik übernahm dann Michael Keller als Bürgermeister. Dabei wies er zunächst auf eine Vielzahl umfangreicher Investitionen hin, die Friedberg derzeit erfahre. Die Fachhochschule habe die größten Zuwachsraten aller hessischen Hochschulen und daher sei der soeben übergebene Neubau von immenser Bedeutung. Keller kündigte an, dass darüber hinaus die Fachhochschule auch ein Interesse an Teilen der Housing Area habe, um sich dort nochmals zu erweitern und Forschungsschwerpunkte zu etablieren. Ebenfalls gerade abgeschlossen worden sei, so Keller, der Umbau des Alten Rathaus für die Musikschule. Dessen Finanzierung sei ganz entscheidend durch ein starkes Engagement der SPD-Fraktion zustande gekommen. Von großer Bedeutung für die Stadt und insbesondere die Kaiserstraße sei insbesondere auch das neue Ladengeschäft von Bürotechnik König, das Keller als Pfeiler der Kaiserstraße bezeichnete. Und last but not least habe Fresenius soeben entschieden, 100 Millionen Euro in eine Erweiterung des Standortes Friedberg zu investieren. Alle diese Investitionen sind in unterschiedlicher Ausprägung ein Stück Zukunftssicherung für diese Stadt, so Keller.
Einen Großteil seiner weiteren Ausführungen widmete Keller dann den drei großen K-Fragen, die Friedberg derzeit betreffen: Kaserne, Kaiserstraße und Krippenplätze. Nach der Eröffnung der B3a sei nun die Zeit der Ausflüchte bezüglich der Kaiserstraße vorbei. Der Satz Wir können nicht habe nun keine Geltung mehr, so Keller. Vielmehr komme es darauf an, die gewaltige Aufgabe der Umgestaltung der Kaiserstraße nun zügig anzugehen. Ziel der SPD sei es dabei, eine wunderschöne und interessante Stadtstraße zu schaffen, auf der es einen guten Mix der unterschiedlichen Nutzungsarten gebe. Es dürfe allerdings nicht verschwiegen werden, dass dies eine Zeit lang auch mit Einschränkungen und Belastungen verbunden sein werde.
Zur Umgestaltung der Kaserne stellte Keller dar, dass erste Planungsvorschläge kürzlich vorgelegt worden seien. Bei dem dort vorgeschlagenen größeren Gewerbeanteil sei es sein Ziel, diesen hochqualifiziert und von einer Durchgrünung und Durchlässigkeit geprägt zu gestalten. Darüber hinaus seien auch Sport- und Veranstaltungsgelände vorgesehen. Die ehemalige Kaserne müsse quasi zu einem neuen Stadtteil werden, so Keller, was allerdings sicher noch Jahrzehnte andauern werde. Bezüglich der Housing Area wies er darauf hin, dass er über die Verhandlungen der Fachhochschule mit dem Bund hinaus die örtlichen Wohnungsbaugesellschaften und private Interessenten zusammen führen wolle, um auch diesen Bereich zu einer guten Nutzung zu führen.
Auch das Thema Krippenplätze werde Friedberg in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen. Keller führte aus, dass die Stadt hier eine Verpflichtung habe, bis 2013 für eine ausreichende Zahl an Plätzen zu sorgen, was ein weiteres Millionen-Programm darstelle. Er sei dabei für eine Vielzahl von Einrichtungen überschaubarer Größe, die nah bei den Menschen sein müssten.
Über die drei großen Ks hinaus schnitt Keller dann noch einige weitere Punkte kurz an. So müsse die Sauberkeit der Stadt verbessert werden, wobei er auch eine obligatorische Straßenreinigung nicht mehr ausschließe. Die Sicherheit in der Stadt sei allerdings aus seiner Sicht weniger problematisch als oft dargestellt.
Zur Jugendarbeit stellte Keller noch einmal dar, dass die SPD keinesfalls gegen umfangreiche Angebote in diesem Bereich sei. Man habe sich lediglich gegen die Errichtung einer Einrichtung am Burgfeld gewandt, deren Zielsetzung überhaupt nicht klar sei, und die noch dazu keine Unterstützung durch eine angemessene Personalausstattung finde. Jugend verändere sich heute viel zu schnell, so Keller, als dass man sie auf ein solches Haus festlegen könne. Daher habe die SPD alternativ auf ein flexibleres Konzept der städtischen Jugendarbeit gesetzt, welches auch eine starke Förderung der Vereinsarbeit beinhaltet habe. Im Gegensatz dazu sei nun zu erwarten, dass die dezentrale Jugendarbeit und der Jugendbus einkassiert würden, um ein Jugendhaus zu betreiben, welches dann personell immer noch nicht gut aufgestellt sei.
Aus sozialdemokratischer Sicht wies Keller weiterhin auf eine Diskrepanz in der Stadt hin. Wir haben zwar ein enormes Bildungsangebot, aber gleichzeitig weisen die Erhebungen auch eine stattliche Zahl von rund 1000 Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften aus. Diese Entwicklung sei gerade durch die SPD nicht aus den Augen zu verlieren.
Abschließend führte Keller aus, dass er oft gefragt werde, für was denn Friedberg stehe. Seine Antwort sei ganz klar, dass Friedberg nicht auf einen Punkt zu reduzieren sei. Friedberg ist Kreisstadt, Stadt der Bildung, des Einkaufens wie auch der Kultur gleichermaßen so Keller.
An die Ausführungen schloss sich eine intensive Frage- und Diskussionsrunde an, in der ergänzend auch noch Themen wie die Planung von Baugebieten, die Verkehrssicherheit, der Planungsstand für eine Kaiser-Galerie oder die geplante Errichtung von Windkraftanlagen angesprochen wurden.
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